Freitag, 4. Juli 2008

Sucre (Bolivien), 4. Juli 2008

hallo ihr lieben,
heidiwitzka - die letzten tage waren der supergau, aber wir leben noch....
alles begann damit, dass wir am letzten freitag abend den nur 16-stuendigen nachtbus von la serena nach san pedro de atacama (mitten in die trockendste wueste der welt) genommen haben. die busfahrt war angenehmer als erwartet und wir haben sehr viel geschlafen (fast schon ein wenig zuviel, da wir so auch sehr schoene landschaftsabschnitte verpasst haben). leider bahnte sich schon im bus eine deftige mandelentzuendung bei mir an und somit bin ich in einem sehr desolaten zustand am samstag nachmittag in san pedro angekommen. die zimmersuche sollte sich in dem kleinen wuestenoertchen dann auch schwieriger als gedacht herausstellen, da alles voll belegt war. gottseidank sind wir dann aber irgendwann doch noch bei mama sylvie im hostel solor gelandet, so dass ich mich dann ins kalte bettchen legen konnte. gluecklicherweise hatten wir noch antibiotika von anderen reisenden geschenkt bekommen, die schon wieder auf dem rueckweg waren und somit konnte ich mich ohne einen arztbesuch selbst kurieren. san pedro ist ein sehr niedlicher ort mitten im nirgendwo. es ist allerdings der helle wahnsinn, wieviele touristen - jung und alt - sich in diese karge, arschkalte landschaft verirren. vor allem wenn man bedenkt, das es sich hier nicht gerade um einen komfortablen ort handelt, es gibt weder heizungen noch oefen (dies bei minusgraden), nur in ein paar restaurants wenn man glueck hat gibt es mal ein feuerchen an dem man sich ein wenig waermen kann. tagsueber dagegen waermt die sonne angenehm bei ca. 20 grad. so haben wir uns nach sonnenuntergang den hintern abgefroren (wenigstens hatten wir das glueck hier eine funktionierende heisse dusche zu haben, was auch nicht unbedingt ueblich ist) und am sonntag das doofe fussballspiel mit anderen deutschen und vielen nichtdeutschen fans gesehen. schoen, dass das jetzt auch vorbei ist, dann koennen wir uns wieder voll aufs reisen konzentrieren. am montag war ich dann auch wieder soweit hergestellt, dass wir am nachmittag eine wuestentour zur teufelsschlucht und ins valle de la luna zum spektakulaeren sonnenuntergang gemacht haben (vor dem tripp allerdings haetten uns fast die streikenden geldautomaten in san pedro einen strich durch die weitere reiseplanung gemacht..). die landschaft war einfach nur atemberaubend. ueberall vulkane, krasse felsformationen und wueste, wueste, wueste....wunderschoen, aber nach dem sonnenuntergang auch wieder unfassbar kalt. nichtsdestotrotz haben wir uns von dieser kaelte nicht abschrecken lassen und uns entschieden, uns auf das bisher wohl groesste abenteuer der reise einzulassen. am dienstag morgen ging es los: eine dreitaegige jeepsafari durch die wueste mit grenzueberschreitung nach bolivien. eine krasse geschichte! erster wahnsinn war schonmal, dass man uns mal wieder vergessen bzw. keinen bock gehabt hat uns abzuholen und wir fast gar nicht erst mitgekommen waeren. waere unsere supermama sylvie nicht gewesen und mit uns durch san pedro gebrettert, so waere der trupp ohne uns losgezogen (diese erfahrung haben wir ja jetzt schon oefter auf dieser reise gemacht). gottseidank waren noch stella und nils mit auf unserer tour, zwei bremer, mit denen wir schon von la serena nach san pedro gereist sind und mit denen wir zusammen die tour gebucht haben. die beiden hatten den busfahrer noch gerade aufhalten koennen, so dass wir dann also mit von der partie waren...
erstmal ging es mit dem bus los. zwei stunden bis zur bolivianischen grenze, die irgendwo mitten in den bergen in der wueste war und lediglich aus einem kleinen schuppen und einem schlagbaum bestand. hier sind wir dann auf unseren jeep samt guide (dem edwin) gestossen und mussten erstmal alles verladen. und dann ging es auch schon los - wir, die bremer, eine alleinreisende oesterreicherin (angelina...) und ein spananier (christobel aus malorza) und natuerlich der edwin - eine kleine familie auf dem survivaltrip. und es wurde definitiv ein survivaltripp. edwin hat bleifuss gegeben (und wollte uns keine pinkelpausen (die jede halbe stunde aufgrund des hohen wasserkonsums noetig waren) zugestehen, so dass tim und ich jetzt auf jeden fall "bano pare" in unseren spananischen wortschatz aufgeommen haben) und los ging es durch wahnsinnswuestenlandschaften, vorbei an vulkanen, vulkanseen und vor allem an den allgegenwaertigen lamas und vicunas. erster zwischenstopp wurde bei heissen vulkanquellen gemacht, wo uns das erste mal seit langem wieder warm wurde (spaeter sind unsere badeklamotten dann allerdings eingefroren und fast durchgebrochen). als wir bei den geisern de sol de manana (einer sprudelnden und blubbernden masse) hielten, hat es mich dann allerdings aus den latschen gekippt. wir waren mittlerweile bei knapp 5000 meter hoehe und die hoehenkrankheit hat mich (und einige der anderen voll erwischt). kopfschmerz als wuerde der kopf explodieren, herzflattern, kurzatmigkeit, traenende augen und jeder schritt eine riesen anstrengung...nicht schoen. da konnte man sich nur noch im auto zuruecklehnen und auf besserung hoffen. tim jedoch hat in ruhe die wabernde masse inspiziert und war hin und wech (weitere 3000 fotos, die ihr euch dann ansehen muesst, falls wir wieder kommen...). gluecklicherweise ging es hiernach wieder 500 meter runter zu unserem nachtquartier, so dass die hoehe uns nicht mehr komplett ausgeknockt hat (hierbei hat auch der coca tee (ich war kurz versucht den teebeutel aufzureissen und ihn direkt durch die nase zu inhalieren, als man mich eines besseren belehrte...) beigetragen). ein herrliches gebraeu, welches angelich ja auch eine narkotisierende wirkung haben soll. unsere nachtbehausung befand sich an einem atemberaubenden roten (sofern nicht von eisschollen bedeckten) see mit flamingos in einem wunderschoenen bergszenario. die behausung an sich war mit abstand das heftigste, was wir jemals erlebt haben. es handelte sich um backsteinhuetten ohne jeglichen komfort und vor allem ohne heisses wasser und sonstiges warmmachendes wie ofen, heizung, feuer, isolierung - ganz im gegenteil, die fenster (soweit vorhanden) waren mit tesafilm und frischhaltefolie notduerfig geflickt. da alkohol und nikotin absolut tabu in solchen hoehen sind, blieb uns nur der coca tee um uns irgendwie bei laune zu halten. das allerdings nicht lange. sobald die sonne unterging kam das boese erwachen. es sollten tatsaechlich minus 18 grad werden!!!!!!!!! wir haben gegessen und sind dann allesamt sofort in unsere gruppenheia. die erinnerte sehr an al jazeera bilder aus einem taliban gefangenlager und so fuehlten wir uns auch. wir in unseren sommerschlafsaecken plus 6 speckige alte wolllappen, die zusammen so ein krasses gewicht hatten, dass man anhand dieser uebelriechenden masse fast erstickt waere. die wahllos aus holzresten zusammengezimmerten betten waren steinhart und die groesste sorge der gruppe bestand darin, auf jeden fall einen klogang in der nacht zu verhindern, da hier ein ueberleben wohl kaum gewaehrleistet gewesen waere. aber wir haben alle ueberlebt obwohl der naechste morgen auch keinen deut besser war. natuerlich waren alle leitungen eingefroren (also kein wasser), unser trinkwasser nur noch ein eisklotz und die zehen drohten auch abzusterben. erst ab 12 uhr mittags, als wir bereits schon wieder seit drei stunden on the sand road waren, sind sie langsam wieder aufgetaut. heftig!!!! aber auch der zweite safaritag hat uns wahnsinnslandschaften, einen sehr niedlichen und ganz zutraulichen wuestenfuchs und viele ahhhhs und ohhhhhhs bescherrt. abends gings dann in die zweite nachtbehausung, die allerdings wesentlich besser als die davor war, mal ganz abgesehen davon, dass es auch hier kein heisses wasser gab (weil leitung eingefroren) und auch mal wieder eine nicht funktionierende klospuelung. aber das war ja kein problem, denn die gruppe war mittlerweile so zusammen gewachsen, dass es keine hemmungen mehr gab. also sind wir alle wieder stinkig ins bett, was aber diesmal wesentlich waermer war, obwohl natuerlich auch nicht beheizt. am naechsten morgen gab es dann den supergau, als es gar kein wasser mehr gab (natuerlich weil alle leitungen eingefroren waren) und somit die hygienischen zustaende bei uns sehr zu wuenschen uebrig liessen. aber auch dieser tag hat uns einzigartige landschaften praesentiert. so sind wir stundenlang durch die groesste salzwueste der welt gefahren, haben riesenkakteen begutachtet, ein salzhotel angesehen und einfach nur baukloetze gestaunt. ein traum und mit sicherheit war diese tour landschaftlich das spektakulaerste, was wir bisher gesehen haben, obwohl wir das ja auch ganz schoen oft gesagt haben. mittags um zwei war dann finito. eddie hat uns in uyuni (einen kleinen stadt in bolivien in den bergen) abgesetzt. hier haben wir den rest des tages verbracht und sind dann uebermuetigerweise zu dem entschluss gekommen noch den nachtbus nach sucre (laeppische 12 stunden fahrt) am selben abend zu nehmen. das war gestern und hat unser leben fuer immer veraendert. wir haetten es einfach nicht tun sollen....
wer die geschichten ueber die indienzugfahrt von uns kennt, dem soll gesagt sein, wir haben ein neues schlimmstes reiseerlebnis! um 20 uhr gings los. allderings dauerte es alleine 1 stunde um uns durch die menschenmasse im bus zu unseren plaetzen (wir hatten zu fuenft die letzte bank reserviert) durchzuschlagen, nur um dann festzustellen, dass diese besetzt waren. mit unseren schwachsinnsspananischkenntnissen hat es dann noch einmal eine halbe stunde gedauert, bis wir alle mehr oder minder sassen. allerdings hatten die platzbesetzer wohl ihr entweder totes pferd oder ihren badezimmerboiler (ersteres wahrscheinlicher, da zweites bisher noch nicht von uns gesichtet wurde) unter unseren sitzen vergessen, so dass wir keinen platz fuer unsere beine hatten. das gab nochmal wieder ein langes spananisches palaver doch dann wurde der olle schinken doch noch entfernt. dafeur machte es sich eine stillende, miefige bolivianerin samt baby auf tims fuessen bequem und verweilte dort fuer die naechsten stunden, was sich allerdings als gar nicht mal so schlecht herausstellte, weil es so als eine art fussbodenheizung fungierte und tim der einzige war, der warme fuesse behielt, denn auch im bus gibt es kein heizsystem. so sind dann die busfenster auch nach einer stunde fahrt eingefroren gewesen. anscheinend waren einige bolivianer schlauer als wir und hatten wohl schon einschlaegige erfahrungen mit derlei arschkalten busreisen gemacht und somit mit hochprozentigem vorgesort. dieses bolivianische saufgelage ist allerdings komplett aus der kontrolle geraten und schon bald hat die gang rumrandaliert und die mitreisenden belaestigt, indem sie sich ihres magens entleerten und sich auf die passagiere fallen liessen. was feur ein chaos!! der hoellentripp sollte damit allerdings noch nicht vorbei sei. um drei uhr stoppte der bus in potosi (der hoechstgelegenen stadt der welt und somit unvorstellbar kalt) und es hiess, dass ende gelaende ist und wir alle raus muessen (die besuffskis wurden von der polizei abgefuehrt). in zwei stunden wuerde der naechste bus dann kommen. da sind wir alle ein wenig durchgedreht und selbst das hysterische gelaechter der letzten stunden verklang und panik machte sich breit. letztendlich durften wir dann doch im bus bleiben. in schlafsaecke gewickelt standen wir dann da am strassenrand und nach ca. 2 stunden kam ein anderer bus, der uns eingeammelt hat und so sind wir heute morgen um 8 hier in sucre gelandet. wir hatten beschlossen, uns nach der tortur der letzten tage ein besseres hotel zu leisten und haben im "modernen" copa cabana (nama passt definitiv nicht!) eingecheckt. hier kam es dann vorhin zu meinem kompletten nervenzusammenbruch, als ich nach 3 tagen den ersten wasserkontakt suchte und unter einer eiskalten dusche duschen musste (obwohl die angeblich heiss sein sollte). jetzt haben wir viermal das zimmer gewechselt und immer noch kaltes wasser und natuerlich kein heizsystem - wir reisen morgen ab!!!!!
aber sucre ist eine wunderschoene stadt und so langsam kommen auch die lebensgeister zurueck. wahrscheinlich fahren wir morgen nacht (mal wieder mit dem gemuetlichen nachtbus) nach la paz (laeppische 16 stunden fahrt)....hallejulia!!
wem das jetzt zu dramatisch klingt, dem sei gesagt, dass die landschaft und die wunderschoenen menschen in ihren kunterbunten trachten einen fuer (fast) alles entschaedigen und wir uns gleich warme pullover kaufen werden. also keine sorgen, uns geht es prima und wir machen weiter!
xxx
tim und kathy
PS: liebe meisners checkt doch mal eure mails - wir warten seit ueber drei wochen auf eine antwort!

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